Eine kleine Einführung in die Ohr-Akupunktur

Die Ohr-Akupunktur ist eine Reflextherapie, die auf dem kürzesten Weg auf das zentrale Nervensystem wirkt und so Beschwerden im Körper beeinflussen kann. Die Ohr-Akupunktur bietet sich auch sehr gut in Kombination mit Osteopathie oder Physiotherapie an.

Was ist Ohr-Akupunktur?

Neurophysiologische Mechanismen führen zur Projektion von peripheren Störungen des Körpers auf das Ohr und damit zur Möglichkeit von dort aus durch gezielte Reize (z.B. mit Hilfe von Nadeln) zurück auf den Körper zu wirken. Die Möglichkeiten, die sich damit ergeben sind beeindruckend. Grundsätzlich lassen sich alle funktionalen Störungen in ihren Zusammenhängen sinnvoll behandeln.

Besonders erfolgreich ist die Therapie bei folgenden Krankheitserscheinungen:

  • Schmerzen werden beeinflusst, gelindert und häufig ganz ausgeschaltet. Die Möglichkeiten reichen vom traumatischen Schmerz nach Unfällen über Neuralgien, rheumatische Schmerzen, Kopfschmerzen jeder Form und Genese, Ischias, Phantomschmerzen bis zum Herpes-Zoster.
  • Leiden, die das zentrale Nervensystem betreffen, wie Furcht, Platzangst, Besessenheit, Konzentrationsmängel, Schwindel, Stottern usw. sind Beispiele einer langen Reihe von Indikationen, bei denen sich die Ohrakupunktur als besonders effektiv gezeigt hat. Ihre ausgleichende und entspannende Wirkung ist erstaunlich.
  • Die Suchtbehandlung ist eine besondere Domäne der Ohrakupunktur. Verschiedene Behandlungsprogramme zur Entwöhnung bei Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenabusus, zur Raucherentwöhnung oder bei der Bekämpfung der Esssucht geben dem Behandler die Möglichkeit, sich der individuellen Situation des Suchtkranken zu stellen.

Alle hier aufgeführten Indikationen sind Beispiele und bedeuten in keinem Fall ein Heilsversprechen. Auch kann eine Ohr-Akupunktur Behandlung im Einzelfall nicht angezeigt sein, zum Beispiel in der Notfallmedizin, bei Tumorerkrankungen oder schwerwiegenden infektiösen Erkrankungen. In jedem Fall ist eine interdisziplinäre Behandlung des Patienten erstrebenswert, um die Gesundung des Patienten zu optimieren.

Quelle: Michael Noack, Leiter des Fachbereiches Ohrakupunktur der Arbeitsgemeinschaft für Klassische Akupunktur und Traditionelle Chinesische Medizin e.V. ( www.ak-ohrakupunktur.de )

Wie wirkt Ohr-Akupunktur?

An bestimmten Punkten des Ohres werden die dünnen Akupunkturnadeln platziert, wo sie etwa 20 bis 30 Minuten verbleiben und ihre heilsame Wirkung entfalten, während sich der Patient auf der Liege entspannt. Die meisten Patienten empfinden die Akupunktur – nicht selten schon bei der ersten Behandlung – als wohltuend, entspannend und oft verblüffend schnell wirksam.

Einzelne Akupunkturpunkte auf der Ohrmuschel werden schon seit Jahrhunderten in China verwendet. In der europäischen Literatur finden sich erste Berichte im 18.Jahrhundert (Valsalva 1717) zur Ischiasbehandlung mittels Ohrkauterisation. Die Ohrakupunktur in all ihrer Komplexität, wie wir sie heute kennen, geht auf den französischen Arzt Dr. Paul Nogier zurück, der in den 50ger Jahren das Somatotop entdeckte und über viele Jahre erforschte und ausarbeitete. Der auf dem Kopf stehende Embryo stellt eine nahezu vollständige Repräsentation des gesamten Organismus dar.

Die Akupunkturpunkte am Ohr zeigten sich diagnostisch und therapeutisch relevant. Nur im Falle einer Funktionsstörung des korrespondierenden Organs sind die Punkte „aktiv“, dass heisst gut auffindbar und für den Patienten auch oft schmerzhaft. Nach und nach entdeckte Nogier weitere Punkte mit spezifischen Wirkungen im hormonellen und psychotropen Bereich. Die Erkenntnisse Nogiers verbreiteten sich schnell in Europa, doch auch in China und Russland wurde diese hoch wirksame Therapie schnell aufgenommen und mit der klassischen Körperakupunktur kombiniert. Die Ohrakupunktur hat sich in den vergangenen 50 Jahren als eine unverzichtbare Bereicherung der traditionellen Akupunktur erwiesen. Der Zugang zu den Punkten ist unkompliziert, die Patienten tolerieren die Methode gut. Der rasche Wirkungseintritt, insbesondere am Bewegungsapparat, fasziniert immer wieder. Doch nicht nur zur Schmerztherapie dient die Ohrakupunktur. Auch bei Allergien und seelischen Problemen wirkt sie ausgezeichnet, so etwa bei Schlaf- und Konzentrationsstörungen und ganz besonders bei der Suchtbehandlung. Hier hat sich das NADA-Konzept in vielen Kliniken durchgesetzt und zeigt tolle Erfolge.

Westliche Wissenschaftler erforschen die Wirkung der Akupunktur intensiv und konnten in vielen Untersuchungen nachweisen, dass die chinesische Heilmethode bei einer Fülle von Erkrankungen hilft, oft gerade dann, wenn eine herkömmliche Behandlung erfolglos blieb.

Die heilende Wirkung der Akupunktur

Was genau bei einer Akupunktur im Körper abläuft, ist wissenschaftlich noch nicht restlos aufgeklärt. Dank moderner wissenschaftlicher Untersuchungsverfahren konnte die Akupunkturwirkung in den letzten Jahren aber viel besser erklärt werden.

Die heilende Wirkung kommt u.a. dadurch zustande, dass der stimulierende Reiz der Nadeln im Gehirn eine vermehrte Ausschüttung schmerzlindernder und stimmungsaufhellender Substanzen auslöst, die oft auch als „Glückshormone“ bezeichnet werden. Dazu gehören das Serotonin, körpereigene Morphine wie das Endorphin sowie die Enkephaline.

Mit modernen Verfahren wie der funktionellen Kernspintomographie lässt sich die Wirkung der Körperakupunktur (oder der Laserakupunktur) auf den Stoffwechsel im Gehirn eindeutig nachweisen: In jenen Hirnbereichen, die mit den stimulierten Akupunkturpunkten in Verbindung stehen, zeigt sich eine stark erhöhte Aktivität.

Wissenschaftliche Studien
Große wissenschaftliche Studien belegen, dass die Akupunktur bei einer Reihe weit verbreiteter Erkrankungen wie Heuschnupfen, Tennisellbogen, Menstruations-beschwerden, allergischem Asthma oder chronischen Wirbelsäulenleiden den herkömmlichen medizinischen Therapien klar überlegen ist.

Die weltweit größten Untersuchungen, die ART- und GERAC-Studie (Modellvorhaben Akupunktur) mit mehr als 250.000 Patienten wurden in Deutschland durchgeführt. Sie ergaben, dass Akupunktur bei chronischen Kopf-, Rücken- und Gelenkschmerzen (z.B. infolge einer Arthrose) in drei von vier Fällen zu einer deutlichen und lang anhaltenden Schmerzlinderung führt. Die Studien weisen darauf hin, dass Akupunktur bei diesen Beschwerden genauso gut oder sogar besser wirkt als herkömmliche Therapien (Medikamente, Krankengymnastik oder Massagen).

Quelle: DÄGfa Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur e. V. 

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